Stromkosten-Dilemma: Wie Netzentgelte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ernährungsindustrie beeinflussen

Steigende Energiepreise belasten die deutsche Ernährungsindustrie stark: Die aktuellen Regelungen der Netzentgelte führen zu Wettbewerbsverzerrungen, die besonders die energieintensive Ernährungsindustrie treffen. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern und die Ziele der Energiewende effizient zu unterstützen, ist eine umfassende Überarbeitung der Netzentgeltpolitik notwendig. Die BVE setzt sich für faire, transparente und effiziente Lösungen ein, die die gesamte Branche unterstützen und die Lasten gerecht verteilen.

Quelle: Stefan Loss

Für die Unternehmen der Lebensmittelindustrie bedeuten die aktuellen Energiepreise eine beträchtliche Erschwernis: Denn sie liegen vielfach über denen ihrer internationalen Konkurrenten und belasten dadurch die Wettbewerbsfähigkeit.  

Ukraine-Krieg und Netzinvestitionen belasten deutsche Lebensmittelindustrie

Insbesondere aufgrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine waren die Preise gestiegen und haben die ohnehin hohen Belastungen durch staatliche Abgaben, Steuern und Umlagen verschärft, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen weiter unter Druck gesetzt hat. Zwar sind die Preise zwischenzeitlich wieder zurückgegangen, sie liegen jedoch immer noch über dem Niveau, das vor dem Angriffskrieg bestand. Dazu erklärt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff: „Die Ernährungsindustrie steht wegen der anhaltenden Belastungen durch hohe Kosten und regulatorische Eingriffe unter Druck. Das betrifft insbesondere die Energiepreise, die nicht nur die energieintensiven Bereiche, sondern auch die Gesamtbranche immer mehr herausfordern und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Konkurrenten beeinträchtigen und zunehmend zu einem Standortfaktor werden.“

Diese Problematik wird durch die laufenden Investitionen in die Netzinfrastruktur verschärft: Der Ausbau des Leitungsnetzes ist erforderlich, um Strom aus erneuerbaren Energieträgern, wie Wind und Sonne, der vor allem im Norden und Osten Deutschlands in großem Umfang erzeugt wird, zu den Verbrauchern im Süden und Westen Deutschlands zu transportieren. Der damit verbundene Beitrag zur Energiewende dient dem Ziel der Klimaneutralität. Derzeit geht die Bundesnetzagentur für den Ausbau der Strom-Übertragungsnetze bis 2045 von Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 320 Milliarden Euro aus. Deren Umlage auf die Netzentgelte würde zu einer signifikanten Erhöhung der Strompreise führen und damit die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten weiter beeinträchtigen

Forderungen zur Verbesserung der Situation

Die BVE fordert zusammen mit weiteren Verbänden der Lebensmittelwirtschaft faire und praktikable Lösungen im Rahmen der Energiewende, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ernährungsindustrie zu sichern und die Wettbewerbsverzerrungen zu minimieren:

  1. Ausgewogene Kostenverteilung: Begrüßenswert sind Maßnahmen zur finanziellen Entlastung von Regionen, die durch den Ausbau erneuerbarer Energien besonders belastet sind. Jedoch sollte eine gerechte Verteilung der Kosten angestrebt werden, um nicht andere Regionen unverhältnismäßig zu belasten.
  2. Anpassung der §19 StromNEV-Regelung: Die aktuelle Regelung, die es ermöglicht, individuelle Netzentgelte auf Basis des Energieverbrauchs zu verhandeln, sollte überarbeitet werden, um Fehlanreize zu vermeiden. Die BVE fordert eine Neugestaltung dieser Regelung, die effizientes Energieverhalten belohnt, ohne zu unnötig hohem Verbrauch zu ermutigen.
  3. Förderung flexibler Verbrauchssteuerung: Unternehmen, die ihren Stromverbrauch an die Verfügbarkeit im Netz anpassen können oder die auf Anforderung der Energieversorger ihren Energiebedarf reduzieren, sollten durch Anreizsysteme unterstützt werden. Dies würde zu einer effizienteren Nutzung der Energieinfrastruktur beitragen.
  4. Einbeziehung der Energiewendekosten in den Bundeshaushalt: Die BVE schlägt vor, dass ein Teil der Kosten für den Ausbau der Netzinfrastruktur durch den Bundeshaushalt gedeckt wird. Dies würde helfen, die finanzielle Last der Energiewende gerechter zu verteilen und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu stärken.

In einer konfrontativen Energielandschaft sind kooperative und innovative Ansätze unerlässlich, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Lebensmittelindustrie zu sichern. Die Lösungen müssen sowohl ökonomisch tragbar als auch ökologisch nachhaltig sein, um die Zukunftsfähigkeit dieses kritischen Sektors zu gewährleisten.

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