Inlandsabsatz geht um 4,5% zurück

Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie musste im April 2023 einen preisbereinigten Rückgang des Absatzes von 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat hinnehmen. Während der Absatzverlust im Ausland bei 0,2 Prozent lag, mussten die Lebensmittelhersteller im Inland einen Rückgang von 4,5 Prozent zum Vorjahresmonat hinnehmen.

In nominalen Zahlen ausgedrückt, steigerten die Lebensmittelhersteller den Umsatz auf insgesamt 18,2 Milliarden Euro und damit das Vorjahresergebnis um 6,0 Prozent. Die Umsatzentwicklung lag (neben einem schwachen Ergebnis im Vergleichsmonat Januar 2022) hauptsächlich an gestiegenen Preisen. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 11,8 Milliarden Euro und baute das Vorjahresergebnis bei steigenden Verkaufspreisen von 11,1 Prozent um nominal 6,2 Prozent aus. Das nominale Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 6,4 Milliarden Euro und stieg somit um 5,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Ausfuhrpreise erhöhten sich dabei um 5,0 Prozent. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,4 Prozent.

Rohstoffmärkte

Agrarrohstoffkosten und Energiekosten sind die größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Gestiegene Preise wirken sich entlang der Wertschöpfungskette aus und haben mit Zeitverzug direkte Auswirkungen auf die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.

Agrarrohstoffe
Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der HWWI-Rohstoffpreisindex für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungs- und Genussmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen.

Im April 2023 sanken die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte zum Vormonat um 2,3 Prozent. Zum Vorjahresmonat sanken die Preise um 6,5 Prozent auch aufgrund des nun stark aufkommenden Basiseffekts. Die Preise von Produkten pflanzlicher Erzeugung sanken dabei im April verglichen zum Vormonat um 2,0 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stehen sie bei minus 20,0 Prozent. Produkte tierischer Erzeugung wiederum reduzierten sich im April zum Vormonat um 2,5 Prozent und stiegen zum Vorjahresmonat um 3,9 Prozent.

Im Mai 2023 sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 19,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat– auch bedingt durch den stark aufkommenden Basiseffekt von bereits stark gestiegenen Preisen und den errichten Hochpunkt im Mai 2022. Im Vergleich zum Vormonat liegt das Minus bei 2,8 Prozent (auf Eurobasis).

Vergleicht man den Index für Nahrungs- und Genussmittel mit dem Frühjahr 2019 (Vorkrisenniveau), so steht dieser immer noch gut 60 Prozent über den damaligen Werten.

Energierohstoffe
Steigende Energiekosten sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verkaufspreise der Lebensmittelhersteller.

Der Teilindex der Energierohstoffe des HWWI bildet diese ab. Dieser sank im Mai deutlich um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Zum Vorjahresmonat steht nun ein Minus von 45,8 Prozent (jeweils auf Eurobasis). Auch hier wirkt sich der Basiseffekt verstärkt aus. Der Subindex für Erdgas sank im Mai zum Vormonat um 19,8 Prozent. Dies bedeutet sogleich ein Minus von 58,0 Prozent im Vergleich zum Wert vom Mai 2022.

Noch deutlicher als der Vergleich des Indexes für Nahrungs- und Genussmittel mit dem Frühjahr 2019 verhält es sich mit dem Index für Energierohstoffe, welcher verglichen mit dem Vorkrisenniveau von 2019 immer noch gut 80 Prozent höher steht. Dies verdeutlicht – trotz Rückgang – die anhaltend hohen Preise.

Ausblick: Geschäftsklima

Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie.

Nach einer stetigen Erholung in den letzten Monaten fallen die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex gemischt aus: Der Saldo des Geschäftsklimas konnte im Mai leicht zulegen. Dabei konnte insbesondere der Indikator der Geschäftserwartung (6 Monate) zulegen und erstmalig seit mehr als einem Jahr eine fast ausgeglichene Bilanz aufweisen: 12,9 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 13,8 von einer Verschlechterung. Währenddessen hat sich die Beurteilung der Geschäftslage gegenüber dem Vormonat leicht eingetrübt.

Konsumklima und Verbraucherpreise

Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung hat sich trotz anhaltender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten weiter erholt, liegt aber auf einem tiefen Niveau. Der Konsumklimaindex stieg im Mai 2023 im Vergleich zum April 2023 um weitere 1,6 Punkte an und steht nun bei minus 24,2 Zählern. Sowohl die Einkommenserwartung, die Anschaffungsneigung als auch die Konjunkturerwartung konnten Zugewinne erzielen.

Im Mai 2023 sanken sowohl die Verbraucherpreise als auch die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 0,1 Prozent zum Vormonat. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise (Nahrung & alkoholfreie Getränke) um 15,0 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 6,1 Prozent zu.

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften 5.991 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 218,5 Mrd. Euro. Mit 637.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.