Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie konnte im Juni 2023 ein preisbereinigtes Plus von 2,1 Prozent beim Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeich-nen. Im Inland betrug das Absatzplus 3,0 Prozent, während der Zuwachs beim Auslandsgeschäft mit plus 0,4 Prozent zum Vorjahresmonat etwas geringer ausfiel.
In nominalen Zahlen ausgedrückt betrug der Umsatz der Lebensmittelherstel-ler insgesamt 20,1 Milliarden Euro. Die Hersteller erhöhten damit das Vorjah-resergebnis um 9,5 Prozent. Die Steigerung der nominalen Umsatzentwicklung ist größtenteils auf gestiegene Preise zurückzuführen. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 13,1 Milliarden Euro und baute das Vorjahresergebnis bei steigenden Verkaufspreisen von 8,7 Prozent um nominal 12,0 Prozent aus. Das nominale Umsatzergebnis des Auslandsge-schäftes betrug 7,0 Milliarden Euro und stieg somit um 5,1 Prozent im Vorjah-resvergleich. Die Ausfuhrpreise erhöhten sich dabei um 4,7 Prozent. Der ka-lender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im Vergleich zum Vorjah-resmonat um 0,6 Prozent.
Rohstoffmärkte
Sowohl die Agrarrohstoffkosten als auch die Energiekosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Gestiegene Preise wirken sich entlang der Wertschöpfungskette aus und haben mit Zeitverzug direkte Auswirkungen auf die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.
Agrarrohstoffe
Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der HWWI-Rohstoffpreisindex für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungs- und Genussmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen.
Im Juni stiegen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat sanken die Preise hingegen um 4,3 Prozent. Die Preise von Produkten pflanzlicher Erzeugung stiegen dabei im Juni verglichen mit dem Vormonat deutlich um 4,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stehen diese bei minus 5,3 Pro-zent. Produkte tierischer Erzeugung wiederum verbuchten im Juni einen Rückgang um 1,3 Prozent zum Vormonat und stehen zum Vorjahresmonat weiterhin bei einem Minus von 3,6 Prozent.
Im Juli sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 14,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, auch bedingt durch den stark aufkommenden Basiseffekt: Im Frühjahr 2022 erreichten die Agrarroh-stoffpreise ihren vorläufigen Höhepunkt. Im Vergleich zum Vormonat liegt das Minus bei 2,2 Prozent (jeweils auf Eurobasis). Insbesondere der Preis von Sojaöl stieg mit einem Plus von 21,3 Prozent verglichen mit dem Vormonat deutlich an.
Vergleicht man den Index für Nahrungs- und Genussmittel mit dem Frühjahr 2019 (Vorkrisenniveau), so steht dieser immer noch gut 60 Prozent über den damaligen Werten.
Energierohstoffe
Steigende Energiekosten sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verkaufspreise der Lebensmittelherstel-ler. Der Teilindex der Energierohstoffe des HWWI bildet diese ab. Dieser stieg im Juli um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Zum Vorjahresmonat steht nun ein Minus von 50,7 Prozent (jeweils auf Eurobasis). Auch hier wirkt sich der Basiseffekt verstärkt aus. Der Teilindex für Erdgas stieg im Juli deutlich um 11,0 Prozent.
Noch deutlicher als der Vergleich des Indexes für Nahrungs- und Genussmittel mit dem Frühjahr 2019 verhält es sich mit dem Index für Energierohstoffe, welcher verglichen mit dem Vorkrisenniveau von 2019 immer noch gut 80 Pro-zent höher steht. Trotz Rückgänge sind die Kosten für die Lebensmittelherstel-ler daher weiterhin hoch.
Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Die Sorgen vor einem konjunkturellen Rückgang belasten die Stimmung auch in der Ernährungsin-dustrie weiterhin, wie die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex aufzei-gen: Der Saldo des Geschäftsklimas konnte sich im August nur erholen und steht mit 93,6 Punkten weiterhin deutlich unter der neutralen Marke von 100. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechterte sich dabei auf 96,3 Punkte, während die Geschäftserwartung für die nächsten sechs Monate sich verbessern konnte. Die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftser-wartungen übersteigt dabei die der Hersteller mit positiven Erwartungen nun wieder deutlich: 11,3 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 30,3 von einer Verschlechterung.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung hat sich nach dem Rekordtief im Herbst 2022 weiter erholt, verbleibt aber zuletzt auf einem niedrigen Niveau. Der Konsumklimaindex stieg im August 2023 im Vergleich zum Vormonat leicht um 0,6 Punkte und steht nun bei minus 24,4 Zählern. Die GfK-Konsumforscher prognostizieren für September einen Rückgang ihres Baro-meters um 0,9 Punkte auf minus 25,5 Punkte. Die Einkommenserwartung, Konjunkturerwartung sowie Anschaffungserwartung verloren dabei.
Im Juli 2023 sanken die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 0,2 Prozent zum Vormonat, während die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,3 Prozent zulegten. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise (Nahrung & alkoholfreie Getränke) um 11,3 Prozent und die allgemeinen Ver-braucherpreise um 6,2 Prozent zu.
In der Ernährungsindustrie erwirtschaften 5.991 Betriebe einen jährli-chen Umsatz von 218,5 Mrd. Euro. Mit 637.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.
Das Konjunkturbarometer und die einzelnen Grafiken können Sie hier herunterladen:
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