Lebensmittelhersteller verzeichnen Umsatzplus im Mai bei stark steigenden Preisen und aktuell deutlich eingetrübten Aussichten

Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete im Mai 2022 einen Umsatz von insgesamt 18,2 Milliarden Euro und steigerte das Vorjahresergebnis damit nominal um 23,9 Prozent. Das Umsatzplus resultierte hauptsächlich aus steigenden Verkaufspreisen im In- und Ausland, während der Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent gestiegen ist. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschafteten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 12,2 Milliarden Euro und bauten das Vorjahresergebnis damit um 30,8 Prozent aus. Bei steigenden Verkaufspreisen von plus 19,1 Prozent verzeichnete die Branche einen Absatzzuwachs von 9,8 Prozent. Das Auslandsgeschäft konnten die Hersteller nominal ausbauen, das Umsatzergebnis betrug 6,1 Milliarden Euro und stieg somit nominal um plus 12,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Umsatzplus beruhte auf steigenden Ausfuhrpreisen von 21,9 Prozent, während der Absatz deutlich mit minus 8,0 Prozent rückläufig war. Neben einem höheren Umsatz steigerten die Hersteller zudem ihre Lebensmittelproduktion: Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im Mai um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Rohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffkosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Besonders steigende Rohstoffkosten sind eine zusätzliche Belastung für die Unternehmen und wirken sich mittelfristig auf die Verbraucherpreise aus. Die Preisentwicklung an den globalen Agrarroh-stoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Im Juni 2022 sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 3,1 Prozent im Vormonatsvergleich und liegt somit mit 48,3 Prozent über dem Vorjahreswert immer noch auf hohem Niveau (auf Eurobasis). Die Preise für Getreide fielen um 6,1 Prozent und die von Ölsaaten um 2,6 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Steigende Energiekosten aus Rohöl, Gas oder Kohle sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verbraucherpreise. Der Teilindex der Energierohstoffe bildet diese ab und stieg um 3,6 Prozent zum Vormonat und steht bei plus 191 Prozent gegenüber dem Vorjahr (jeweils auf Eurobasis) auf sehr hohem Niveau.

Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Nach einer leichten Erholung in den beiden Vormonaten belasten große wirtschaftliche und politischen Unsicherheiten die Deutschen Unternehmen erneut stark. Der Saldo des Geschäftsklimas sank Im Juli auf minus 23,4 Punkten, nach minus 8,3 Punkten im Vormonat. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel mit plus 5,3 Punkten pessimistischer als im Vormonat aus (+13,2): während der Blick in die Zukunft ebenso deutlich eingetrübt bleibt: Der Indikator der Geschäfts-erwartungen (6 Monate) fiel deutlich um 20,4 Punkte im Vormonatsvergleich. Mit einem Saldo von minus 48,1 Punkten übersteigt die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen die der Hersteller mit positiven Erwartungen deutlich.

Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Ein deutlicher Abwärtstrend der Verbraucherstimmung setzte sich im Juni aufgrund anhaltender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten fort. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung (niedrigster Wert seit Erhebung) haben sich deutlich eingetrübt, während die Anschaffungsneigung ebenfalls Einbußen im Vormonatsvergleich verzeichnete. Der Konsumklimaindex lag im Juli bei minus 27,7 Punkten und sank damit um 1,5 Punkte im Vormonatsvergleich. Auf Basis der negativen Entwicklung der Indikatoren prognostiziert die GfK für August 2022 einen Saldowert des Konsumklimas von minus 30,6 Punkten und damit ein neues Rekordtief.

Im Juni 2022 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um plus 1,0 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise um 12,0 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 7,6 Prozent zu.

Die Ernährungsindustrie ist mit einem jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro der fünftgrößte Industriezweig Deutschlands. Über 638.000 Beschäftigte in rund 6.150 Betrieben versorgen die Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.