Es gibt Vertrauen, das so tief verankert ist, dass wir ihm im Alltag kaum Aufmerksamkeit schenken. Die Erdbeeren im Einkaufswagen. Das Brot auf dem Tisch. Die Milch im Kühlschrank. Dass all diese Dinge sicher sind, gilt als gegeben. Doch genau diese Verlässlichkeit ist eine der größten zivilisatorischen Leistungen – und zugleich eine der unsichtbarsten. Lebensmittelsicherheit ist kein Nebenprodukt, sondern das Ergebnis kontinuierlicher Anstrengung – getragen von Wissenschaftlern, Qualitätsmanagern, Technikern, Kontrollinstanzen und Behörden.
Wissenschaft in Aktion – das WHO-Motto als gelebte Praxis
Am heutigen World Food Safety Day 2025, der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der FAO ins Leben gerufen wurde, steht die Lebensmittelsicherheit global im Rampenlicht. Das diesjährige Motto lautet: „Lebensmittelsicherheit: Wissenschaft in Aktion“. Es unterstreicht die zentrale Rolle, die Forschung und Technologie bei der Gewährleistung sicherer Lebensmittel weltweit spielen – von der landwirtschaftlichen Produktion über Verarbeitung und Logistik bis hin zum Verbrauch.
Wissenschaft und Technik sind heute nicht Bremse, sondern Beschleuniger. Neue molekularbiologische Analyseverfahren, KI-gestützte Risikomodelle oder automatisierte Sensorik machen es möglich, Risiken frühzeitig zu erkennen, Ursachen systematisch einzugrenzen und Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Auch digitale Rückverfolgbarkeitssysteme, etwa durch Blockchain-Ansätze oder digitale Zwillinge, sorgen dafür, dass Sicherheit nicht endet, wenn das Produkt das Werk verlässt.
Technik trifft Erfahrung
„Die Zukunft der Lebensmittelsicherheit ist geprägt ist von digitalen Technologien und einem ganzheitlicheren Verständnis“, sagt Manon Struck-Pacyna, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit beim Lebensmittelverband Deutschland. Sie betont jedoch auch: Die Technologie kann das menschliche Urteil nicht ersetzen. Die risikobasierte Einschätzung vor Ort, die Erfahrung der Fachleute – sie bleiben unverzichtbar.
Neben digitalen Systemen gewinnen auch neue genomische Techniken (NGT) an Bedeutung. „Diese könnten zukünftig helfen, beispielsweise robustere Nutzpflanzen zu entwickeln, die weniger anfällig für Pilzbefall sind – und somit zur Sicherheit von Lebensmitteln bereits auf landwirtschaftlicher Ebene beitragen“, so Struck-Pacyna. Wichtig sei es dabei, „Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Reise mitzunehmen und offen und transparent darüber zu kommunizieren, warum man wie handelt.“
Nicht verhandelbar: Lebensmittelsicherheit als Branchenfundament
Während die Lebensmittelwirtschaft sich in vielen Bereichen neu erfindet – sei es durch alternative Rohstoffe, ressourcenschonende Verpackungen oder die Digitalisierung von Lieferketten – bleibt eines unverändert: Lebensmittelsicherheit ist nicht verhandelbar. Weder Kostenoptimierung noch Innovationsdrang relativieren ihren Stellenwert. Im Gegenteil: Sie ist die stabile Grundlage, auf der neue Lösungen überhaupt erst entstehen können.
Sicherheit ist bei den Unternehmen der Deutschen Ernährungsindustrie Teil der Identität. „Qualität und Lebensmittelsicherheit haben bei Dr. Oetker höchste Priorität,“ sagt Dr. Karsten Schmitz, Executive Manager Qualitätssicherung. „Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen führen wir jährlich mehr als zwei Millionen zusätzliche Eigenkontrollen durch, um die Qualität und Sicherheit unserer Produkte zu gewährleisten.“ Ein hoher Anspruch, den auch andere Unternehmen aus der Branche offensiv vertreten – und operationalisieren.
Robin Hilicke, Leiter Qualitätsmanagement bei Griesson – de Beukelaer, beschreibt es so: „Die Qualität unserer Kekse und Snacks kann man schmecken. Dafür stellen wir mit unserer Selbstverpflichtung, dem ‚Codex für Lebensmittelsicherheit, Verbraucherschutz & Nachhaltigkeit‘ die Lebensmittelsicherheit und beste Qualität auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette sicher, indem wir die richtigen Rohstoffe auswählen, sie sicher verarbeiten und nachhaltiger verpacken. Eine schnelle Analytik, ein Netzwerk von Schnellwarn- und Früherkennungssystemen sowie Informationsportale von Behörden und Instituten unterstützen uns dabei.“
Vertrauen durch Verlässlichkeit
Dass Lebensmittelsicherheit heute vorausschauend, digital und entlang der gesamten Kette gedacht wird, ist das neue Selbstverständnis einer Branche, die sich modernisiert, ohne Grundpfeiler zu verschieben. Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit und Innovation – all das passiert nicht trotz, sondern im Einklang mit Sicherheitskultur. Getragen von den Menschen, die ihre Verantwortung ernst nehmen: im Labor, in der Produktion, in der Logistik. Was dabei entsteht, ist ein System, das in seiner Komplexität oft unsichtbar bleibt – aber im Alltag jedes Einzelnen wirkt.
Dass das auch in der Gesellschaft ankommt, zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage: 83 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland vertrauen darauf, dass die hierzulande erhältlichen Lebensmittel sicher sind. Lebensmittelsicherheit ist gelebte Praxis – millionenfach. Sie ist die Voraussetzung für Gesundheit und Genuss. Und vielleicht ist es genau das, was der World Food Safety Day heute in Erinnerung ruft: dass das scheinbar Selbstverständliche oft das Ergebnis der größten Anstrengung ist.
>> Hier erfahren Sie mehr zum World Food Safety Day 2025.