„Das ist eine ganz neuartige Alternative zu Kunststoffen.“

Plastikfrei verpacken: Das Hamburger Startup traceless hat eine kompostierbare Kunststoff-Alternative entwickelt. Aus Nebenprodukten der Agrarindustrie entstehen Verpackungen und Beschichtungen, welche die vorteilhaften Eigenschaften von Kunststoff bieten und dennoch in der Natur vollständig kompostierbar sind. Wie das geht und wie das Material auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden kann, berichtet CEO Anne Lamp im Interview

Foto von Anne Lamp, Gründerin von traceless.Quelle: ernaehrungsindustrie.de

BVE: Für was steht traceless materials?

Anne Lamp: traceless ist eine neuartige, bio-zirkuläre Alternative zu Kunststoffen und Biokunststoffen: ein Material, das auf pflanzlichen Reststoffen basiert, natürlich kompostierbar, klimafreundlich und frei von potenziell schädlichen Stoffen ist. Wir haben die Technologie zur Herstellung entwickelt und produzieren es in Form eines Granulats.

BVE: Was unterscheidet das Material von Biokunststoff?

Anne Lamp: Sogenannter Biokunststoff basiert meist auf Stärke. Wir umgehen den Lebensmittelkonflikt, indem wir pflanzliche Reststoffe verwenden, die in der Agrarindustrie ohnehin anfallen. Außerdem ist traceless nicht nur industriell kompostierbar, sondern baut sich sogar unter natürlichen Bedingungen ab, z.B. auf dem Keimkompost. Chemisch gesehen handelt es sich nicht um einen Naturstoff.

BVE: Welche Reststoffe sind hier geeignet?

Anne Lamp: Wir verwenden Überreste aus der Getreideverarbeitung, die in der Agrarindustrie in großen Mengen anfallen – etwa beim Bierbrauen oder bei der Stärkeproduktion. Generell lässt sich das Verfahren auf andere Ströme übertragen. Durch die Nutzung von Reststoffen sparen wir nicht nur wertvolle Anbauflächen, auch andere Aspekte des ökologischen Fußabdrucks lassen sich dadurch verbessern.

BVE: Welche Lebensmittel können damit verpackt werden? Gibt es Einschränkungen?

Anne Lamp: Das traceless Granulat lässt sich zu Formteilen, flexiblen Folien oder Papierbeschichtungen weiterverarbeiten – und zwar mit konventionellen thermoplastischen Verfahren. Damit lassen sich trockenen Lebensmittel verpacken, auch kleine Formteile wie Aufhänger oder Verschlussteile sind spannende Anwendungen. Flüssige oder sehr feuchte Lebensmittel sind ungeeignet, zumindest für einen langfristigen Kontakt – das Material ist bioabbaubar, und diese Eigenschaft soll auch erhalten bleiben.

BVE: Wie kann traceless flächendeckend konkurrenzfähig zu herkömmlichen Plastikverpackungen werden?

Anne Lamp: Erst wenn man das gesamte Produktdesign biokreislauffähig denkt, lässt sich das volle Potential von einem innovativen Material wie traceless nutzen. Eine weitere Herausforderung, die eher uns als Unternehmen betrifft: Technologie-Scale-Up. Der Kunststoff- und Verpackungsmarkt ist ein Massenmarkt, dafür müssen wir in großen Mengen Material produzieren, und die Kapazitäten dafür müssen aufgebaut werden. Daran arbeiten wir seit Tag eins, und mittlerweile kümmert sich ein eigenes Team um die Skalierung. Nächstes Jahr möchten wir mit dem Bau einer großen Produktionsanlage beginnen, das wird ein spannender Schritt!

Vielen lieben Dank für das Interview!

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