„Deutschland hat ein lebendiges Ökosystem für Start-ups.“

Das Start-up Bioweg gewinnt aus natürlichen Stoffen einen Ersatz für Mikroplastik – mit der Hilfe von Mikroben! Für die Landwirtschaft kommt diese Innovation gerade zur rechten Zeit: Denn die EU beschloss im Herbst 2023 das Verbot von Mikroplastikpartikeln, die auch in Saatgutbeschichtungen und Düngemitteln zu finden sind. Für die Lebensmittelbranche klingen die Entwicklungen von Bioweg ebenfalls vielversprechend … Wie die Technologien beim Anbau und bei der Verarbeitung von Nahrungsmitteln eingesetzt werden können, verrät Srinivas Karuturi, Betriebsleiter von BIOWEG, im Interview.

Foto von Srinivas Karuturi Gründer von BiowegQuelle: ernaehrungsindustrie.de

BVE: Was ist das Konzept ihres Startups?

Srinivas Karuturi: Bioweg widmet sich der Entwicklung von hochfunktionalen Inhaltsstoffen aus bakterieller Zellulose. Wir wollen die Industrie bei der Abkehr von synthetischen Inhaltsstoffen hin zu einer biobasierten und nachhaltigen Alternative unterstützen. Aber ohne Kompromisse bei der Qualität!

BVE: Welche Technologie steckt hinter Ihren Produkten?

Srinivas Karuturi: Unser patentiertes Verfahren ist eine Kombination aus Biotechnologie, Fermentation, Materialwissenschaft und grüner Chemie: Wir verwenden Nebenprodukte, Rückstände oder Abfälle aus der Lebensmittel- und Agrarindustrie und verwandeln sie in biobasierte und biologisch abbaubare Produkte.

BVE: Wie unterscheidet sich „AgriWeg“ von typischen Düngemitteln und Saatgutbeschichtungen?

Srinivas Karuturi: AgriWeg ist frei von synthetischen Polymeren. Durch den Einsatz bioinspirierter Technologien haben wir eine Lösung entwickelt, die die Ernteerträge steigert und die Artenvielfalt fördert. Unser Ziel war es, die Gesundheit von Boden und Wasser zu erhalten und den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren, um ein widerstandsfähiges Lebensmittelsystem zu fördern.

BVE: Sie arbeiten auch an einem Produkt für die Lebensmittelindustrie. Können Sie uns schon etwas darüber sagen?

Srinivas Karuturi: „HydroWeg“ ist ein Hydrokolloid auf der Basis von bakterieller Zellulose. Diese Zutat ist sehr multifunktional: Sie verleiht verschiedene Eigenschaften wie Textur, Mundgefühl, Saftigkeit Geschmack und Farbe. Darüber hinaus zeigt HydroWeg vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Erhöhung des Ballaststoffgehalts und die Verringerung des Kalorien- und Fettgehalts. Es kann in verschiedenen Lebensmittelformulierungen wie Mayonnaise, Joghurt und Smoothie-Zubereitungen sowie Fleisch- und Milchalternativen auf Pflanzenbasis angewandt werden.

BVE: Sie haben ihren Job in Indien aufgegeben und sind für ihr Startup nach Niedersachsen gezogen. Was sind die besonderen Merkmale und Herausforderungen des deutschen Standorts für Ihr Unternehmen?

Srinivas Karuturi: Deutschland hat ein lebendiges Ökosystem für Start-ups und Innovationen mit zahlreichen Technologiezentren und Inkubatoren. Dies bietet uns wertvolle Möglichkeiten zur Vernetzung und Zusammenarbeit. Darüber hinaus dient der Standort Deutschland im Herzen Europas als strategisches Drehkreuz für die Expansion in andere europäische Märkte und bietet Zugang zu einer vielfältigen und gut vernetzten Verbraucherbasis sowie zu qualifizierten Arbeitskräften. Allerdings stellt die Entwicklung und Markteinführung neuer Lebensmittelzutaten und -zusatzstoffe eine Herausforderung dar. Vor allem die anspruchsvollen gesetzlichen Anforderungen, deren Einhaltung einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordert, sind eine zusätzliche Belastung für Startup-Unternehmen.

Vielen lieben Dank für das Interview!

Vor kurzem hat Bioweg seine Partnerschaft mit Bayer Crop Science bekannt gegeben und nebenbei 2 deutsche Preise gewonnen haben, nämlich den KfW Award Gründen und den The Spark Award von Handelsblatt & McKinsey.

Nachhaltige Lebensmittelproduktion – Welche Maßnahmen machen fit für die Zukunft?

Nachhaltigkeit ist kein vorübergehender Trend, sondern eine Notwendigkeit. Vor allem die Ernährungswirtschaft kommt nicht umhin, sich mit Umwelt- und Ressourcenschonung auseinanderzusetzen, steht sie doch unter ständiger kritischer Beobachtung von Politik und Öffentlichkeit.
Pressefoto von Torsten von Borstel, Geschäftsführer von United Against Waste

„Lebensmittelverschwendung – eine Frage der Wirtschaftlichkeit“

Lebensmittelverschwendung ist nicht nur eine Frage der Nachhaltigkeit, sondern auch der Wirtschaftlichkeit. Im Interview mit Geschäftsführer Torsten von Borstel sprechen wir über die Erfolge und Herausforderungen von United Against Waste.