„Wir möchten eine breite Masse an Plastikprodukten ersetzen“

Pflanzenreste aus der Landwirtschaft verwandelt Eduardo Gordillo mit seinem Unternehmen BIO-LUTIONS in innovative Verpackungen. Das biologisch abbaubare Material kann mit wenig technischem Aufwand hergestellt werden – überall auf der Welt und ohne Chemie.

Foto von Eduardo Gordillo, Geschäftsführer von BioLutionsQuelle: ernaehrungsindustrie.de

BVE: Es gibt bereits Alternativen zu Plastikverpackungen. Was ist Ihr USP?

Eduardo Gordillo: BIO-LUTIONS stellt biologisch abbaubare Verpackungen und Einweggeschirr aus Naturfasern her. Von den Mitbewerbern unterscheiden uns grundlegend unsere speziellen Fasern und unser neuartiger Produktionsprozess. Landwirtschaftliche Reststoffe verarbeiten wir in einem patentieren Prozess zu fibcro Naturfasern, was diverse chemische Prozesse überflüssig macht. Die bisher weitgehend ungenutzten Agrarreste erhalten so ein zweites Leben in unseren Produkten. Unser Trockenformprozess, auch „Dry-moulding“ genannt, erlaubt es uns, die Produkte nicht nur CO2-, sondern auch wassersparender herzustellen als im herkömmlichen (Nass-)Faserguss.

BVE: Wie funktioniert das Verfahren?

Eduardo Gordillo: Durch die rein mechanische Verarbeitung der Agrarreste wird die Cellulose nicht chemisch isoliert, wie etwa in der Papierherstellung üblich. Stattdessen wird sie unter Wasserzugabe zerkleinert und so aufgeraut, dass sie sich ohne Bindemittelzugabe von selbst in stabilen Strukturen überlagern kann. Dieses Verfahren ist weniger energieintensiv, verwendet keine chemischen Prozesse und erlaubt eine effizientere Rohstoffnutzung, da nicht nur die enthaltene Cellulose weiterverarbeitet wird, sondern die gesamte Naturfaser.

BVE: Wie flexibel sind Sie bei den Rohstoffen?

Eduardo Gordillo: Unser Verfahren ist nicht von einer Pflanze, einer Region oder Erntezeit abhängig. Vielmehr passen wir die Rezeptur an die in lokal verfügbaren Reststoffe an. Wir verarbeiten z. B. Weizenstroh, Hanfschäbe, Brennnessel, Schilf, Bananenstängel, Weintriebe u.v.m. Das macht uns unabhängig von etablierten Rohstoff-Lieferketten. Zudem verwenden wir keine Materialien, die Teil der menschlichen Nahrungskette sind.

BVE: Wer sind die Kunden?

Eduardo Gordillo: Mit unserer neu eröffneten Fabrik in Schwedt/Oder beliefern wir vorrangig den deutschen und europäischen Markt, denn ein wichtiges Ziel von BIO-LUTIONS ist die dezentrale Produktion. Die ersten Produkte, die in Schwedt hergestellt werden, sind Proteinverpackungen (Fleisch), Obst- und Gemüseverpackungen, Einwegbesteck sowie Deckel.

BVE: Welches Potenzial haben die Naturfasern?

Eduardo Gordillo: Ich habe BIO-LUTIONS mit dem Ziel gegründet, natürliche und verfügbare Ressourcen nutzbar zu machen, um realistisch eine breite Masse an Plastikprodukten ersetzen zu können. Wir forschen zudem stetig an neuen Anwendungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten. Dafür arbeiteten wir mit Universitäten und internationalen Unternehmen zusammen, um Expertisen zu bündeln. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von alternativen Materialien steigt. Auch das Streben nach umweltschonenden Verarbeitungsprozessen rückt immer mehr in den Fokus.

Vielen lieben Dank für das Interview!

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