Standort Deutschland: So investieren die Lebensmittelhersteller

Der Standort Deutschland bleibt für die Lebensmittelindustrie ein zentraler Investitionsschwerpunkt: Trotz globaler Herausforderungen investieren große und mittelständische Unternehmen kontinuierlich in ihre Produktionsanlagen, treiben Innovationen voran und sichern so ihre Wettbewerbsfähigkeit. Von der Brotbäckerei bis zur Herstellung pflanzenbasierter Produkte zeigen die Beispiele namhafter Unternehmen, wie wichtig der deutsche Markt für die Ernährungswirtschaft ist. Im Folgenden betrachten wir die aktuellen Investitionen der Branche und ihre Auswirkungen.

Harry Brot: 100 Millionen Euro Investitionen in Troisdorf


Der Traditionsbäcker Harry Brot setzt auf eine großangelegte Erweiterung seines Troisdorfer Standorts. Mit einer Investition von 100 Millionen Euro wird das Werk, das bisher Tiefkühl-Brötchen, -baguette und –Laugengebäck herstellte, nun um die neuen Produktionslinien frische Brote und Toast erweitert. Dies beinhaltet neue Produktionshallen und eine Gasleitung von Troisdorf ins Camp Spich. Ziel ist es, die Produktionskapazität zu steigern und gleichzeitig die Effizienz zu steigern. Zudem soll die eigene Energieerzeugung 2024 weiter erhöht werden, unter anderem durch einen neuen Energiemix am größten Standort in Soltau.

„Neben Biogas setzen wir hier auf Wind- und Sonnenenergie“, sagt Geschäftsführer Frank Kleiner. „Um unsere Vorhaben langfristig zu realisieren, sind wir jedoch auf Planungssicherheit angewiesen und wünschen uns den Abbau von bürokratischen Hemmnissen.“ Mit der Erweiterung des Werks in Troisdorf schafft Harry Brot 100 neue Arbeitsplätze.

Die deutschen Bäcker tragen durch ihre Investitionen viel zum Wirtschaftsstandort Deutschland bei: Jedes Jahr investieren die Betriebe rund 500 Mio. Euro in Maschinen, Fuhrpark und Einrichtung.

Goodmills: zweistellige Millionensumme für pflanzenbasierte Produktion in Hamburg

Goodmills Innovation hat in Hamburg eine hochmoderne Anlage in Betrieb genommen, die auf sieben Ebenen und 2500 qm eine vollautomatisierte Produktion ermöglicht. Der 42 Meter hohe „Turm III“ integriert modernste Verfahren zur Extrusion, Texturierung, Nasszerfaserung und hydrothermischen Produktveredelung, um pflanzliche Proteine für Fleisch- und Fischersatzprodukte herzustellen. Anhand der fortschrittlichen Technologie will Goodmills die Effizienz steigern und sein Produktportfolio im Bereich pflanzenbasierter Lebensmittel weiter ausbauen.

Das Bauvorhaben wurde nach umfassenden Nachhaltigkeitsanforderungen realisiert, sowohl was Energiekonzept, Baumaterialien oder Projektpartner betrifft. Auf fossile Energieträger wurde komplett verzichtet, zudem besonders energieeffiziente Maschinen, Anlagen und Verfahren implementiert. Mit diesen Maßnahmen können Einsparungen bis zu 40 Prozent gegenüber herkömmlicher Technik erzielt werden.

 „Der Turm ist nicht nur optisch, sondern auch sinnbildlich überragend für unseren Standort in Hamburg. Mit dieser Investition können wir die steigende Nachfrage nach nachhaltigen und gesunden pflanzlichen Texturaten bedienen und die Entwicklung hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung weltweit maßgeblich mitgestalten“, sagt Katharina Haack, Leiterin der Marketingkommunikation.

Dank der zentralen Lage von „Turm III“ an der Elbe besteht für Goodmills Innovation direkter Zugriff auf Mahl- und Spezialmühlenprodukte sowie eine Anbindung an den Seehafen.

Mit dem Neubau von „Turm III“ erweitert Goodmills Innovations die Kapazitäten für Plant-Based-Ingredients

Nordzucker: Neues Zuckersilo mit 80.000 Tonnen Kapazität

Die Nordzucker AG hat in Nordstemmen ein neues Zuckersilo mit einer Kapazität von 80.000 Tonnen gebaut. Nach Aussagen des Zuckerproduzenten ist das Silo ein weiterer Baustein für das Unternehmen, um Transporte zu sparen und damit den CO2-Fußabdruck der Produkte nachhaltig zu senken: „Durch das neue Silo in Nordstemmen vermeiden wir externe Zwischenlager und reduzieren Lkw-Transporte. Über die kürzeren Entfernungen zu unseren Kunden verringern wir außerdem weiter den CO2-Fußabdruck unseres Zuckers und schonen die Umwelt“, so Geschäftsleiter Alexander Godow.

Im Werk Uelzen feierte Nordzucker auch kürzlich die Fertigstellung eines neuen Extraktionsturms. In dieser Anlage wird bei der Zuckergewinnung den Zellen der Zuckerrübe der Zucker entzogen. Pünktlich zur Kampagne wird der neue Turm im September in Betrieb gehen. Mit dem zusätzlichen Extraktionsturm steigert Nordzucker die Effizienz bei der Zuckergewinnung und spart im Werk Uelzen zugleich etwa 10.000 Tonnen CO₂ jährlich ein.

Und das ist nicht alles: In den nächsten fünf Jahren plant Nordzucker über 300 Millionen Euro Investition in die Dekarbonisierung der Produktion und rund 100 Millionen in den Neubau einer Anlage für Erbsen-Proteine in Groß Munzel.

Mitte 2026 soll das neue Werk in der Region Hannover die Fertigung von pflanzenbasierten Proteinen aufnehmen und rund 60 neue Arbeitsplätze schaffen, wie das Unternehmen mit Hauptsitz in Braunschweig mitteilte. In Groß Munzel entstehen neben einem Gebäude für die Erbsenannahme und Probenahme, ein Produktionsgebäude, ein Tageslager sowie 16 Silos, die als Erbsenlager fungieren.

Erklärtes Nachhaltigkeitsziel des Unternehmens ist es, bis 2030 den CO₂-Fußabdruck im Vergleich zu 2018 zu halbieren und bis spätestens 2050 CO₂-neutral zu produzieren.

Mit dem neuen Zuckersilo von 80.000 Tonnen Lagerkapazität, das entspricht rund 3.200 LKW-Ladungen, errichtet Nordzucker eins der größten Zuckersilos in Deutschland

Standort Deutschland – Investitionen sichern Zukunft der Ernährungsindustrie

Trotz globaler Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen investieren die Lebensmittelhersteller in großem Umfang in ihre deutschen Produktionsstandorte.

Investitionen sind entscheidend, um den wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Besonders der Trend zu einer nachhaltigen Produktionsweise zeigt, dass die deutschen Unternehmen zukunftsweisende Technologien implementieren, um ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und eine nachhaltige Energieversorgung sicher zu stellen. Nicht zuletzt tragen die Investitionen zur Schaffung tausender Arbeitsplätzen in Deutschland bei.

Schlussendlich bewahrt die Förderung unserer lokalen Wirtschaft die Position des Landes als bedeutenden Produktionsstandort von Lebensmitteln „Made in Germany“.

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