Spirituosenmarkt in Deutschland: Weniger Menge, mehr Bewusstsein

Der deutsche Spirituosenmarkt verändert sich. Die Deutschen trinken weniger, dafür bewusster. Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) hat mit seiner aktuellen Datenbroschüre 2025 ein umfassendes Bild der Branche vorgelegt. Es zeigt einen Wirtschaftszweig, der beständig bleibt und zugleich Verantwortung trägt.

Whiskey wird aus einer Karaffe in ein Glas eingeschenkt, im Hintergrund stehen weitere Flaschen und Gläser.Quelle: Александр Кузьмин / Adobe Stock

Noch in den Achtzigern lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei acht Litern. 2024 waren es 5,0 Liter Fertigware, im Jahr zuvor 5,1 Liter. Die parallel veröffentlichte Konsummuster-Studie bestätigt den Trend: 95 Prozent der Konsumenten genießen maßvoll. „Das zeigt, dass die große Mehrheit in Deutschland verantwortungsvoll mit Alkohol umgeht. Prävention und Aufklärung greifen. Hochprozentiges ist weniger ein Produkt des Alltags als vielmehr Teil besonderer Momente“, erklärt Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin des BSI.

Ein starker Wirtschaftsfaktor

Ökonomisch bleibt die Branche ein Schwergewicht. 55 Betriebe beschäftigen mehr als 3.500 Menschen, der Umsatz lag 2024 bei knapp 2,5 Milliarden Euro. Rechnet man Importe hinzu, summiert sich das Marktvolumen auf rund fünf Milliarden Euro. Für den Fiskus ist die Spirituosenwirtschaft ebenfalls bedeutsam: Allein die Alkoholsteuer brachte 2024 knapp zwei Milliarden Euro ein. Das sind rund zwei Drittel der Verbrauchsteuereinnahmen aus alkoholhaltigen Getränken.

Die Inlandsverfügbarkeit belief sich 2024 auf 683 Millionen Flaschen (à 0,7 Liter). 571 Millionen Flaschen stammen aus deutscher Produktion, 339 Millionen wurden exportiert, 451 Millionen importiert. Rund 42 Prozent des Angebots entfallen damit nach BSI-Schätzungen inzwischen auf Importspirituosen.

Beliebte Kategorien und regionale Unterschiede

Das Angebot ist breit gefächert: Liköre führen mit 28,4 Prozent den Markt an, gefolgt von Wodka (16 Prozent), Korn und klaren Spirituosen (14,8 Prozent), Whiskey (12,4 Prozent) und Rum (10,2 Prozent). Obstbrände (5,2 Prozent) und Gin (3,7 Prozent) spielen eine kleinere Rolle.

Die Broschüre dokumentiert auch die Unterschiede nach Regionen: Während im Norden klare Spirituosen und Liköre dominieren, sind in Süddeutschland Obstbrände und Whiskey stärker gefragt. Wichtigster Vertriebskanal bleibt der Lebensmittel-Einzelhandel mit knapp 60 Prozent, gefolgt von Fachgroßhandel und Discountern.

Parallel verschieben sich die Konsumgewohnheiten. Der Absatz klassischer Produkte, von Likör bis Whiskey, sank 2024 um 6,1 Prozent. Dagegen boomt das Segment der spirituosenhaltigen Ready-to-Drink-Produkte wie Rum-Cola in der Dose oder Cocktails to go (z.B. Mojito oder Caipirinha) legten um 10,8 Prozent zu und gewinnen damit spürbar an Gewicht (Anteile am Spirituosenmarkt rund 9 Prozent).

Zwischen Stabilität und Verantwortung

Die Datenbroschüre des BSI macht deutlich: Die deutsche Spirituosenindustrie ist nicht nur ein stabiler Wirtschaftszweig, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen. Weniger Menge, dafür mehr Qualität und Verantwortung – so lässt sich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte beschreiben. „Wir stehen für Genuss und Vielfalt, aber ebenso für Aufklärung. Diese Balance ist das Fundament unserer Arbeit und sie wird auch in Zukunft tragen“, heißt es aus dem BSI.

Für die Hersteller bedeutet das: Qualität und Transparenz rücken noch stärker in den Mittelpunkt, um den Erwartungen der Verbraucher gerecht zu werden. Die Branche zeigt damit, dass ökonomische Stärke und gesellschaftliche Verantwortung keine Gegensätze sind, sondern ein Modell für nachhaltigen Erfolg.