Laut neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gab es in Deutschland im Jahr 2020 Lebensmittelabfälle und -verluste im Umfang von 10,9 Mio. Tonnen. Die Erhebung fand im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft statt. Bei der Verarbeitung fallen demnach mit 1,6 Mio. Tonnen, rund 15 Prozent der Gesamtmenge an. Bei der letzten Erhebung durch das Thünen-Institut für das Jahr 2015 waren es noch 2,17 Mio. Tonnen.
Die verfügbaren Zahlen bewertet die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) als wichtiges Signal, dass sich die Unternehmen mit ihrem freiwilligen Engagement auf einem guten Weg befinden, um ein Maximum an verzehrfähigen und vermeidbaren Lebensmittelabfällen zu reduzieren.
BVE-Geschäftsführer Olivier Kölsch erklärt dazu: „Eine Aussage über zusätzliche Einsparpotenziale lässt sich aus den aktuellen Zahlen nicht ableiten, da keine Informationen darüber veröffentlicht wurden, wie sich die Abfälle zusammensetzen. Der Anfall von ungenießbaren Knochen, Häuten oder Kernen ist in der industriellen Lebensmittelproduktion unvermeidbar. Und beim Thema Lebensmittelsicherheit wird die Industrie keine Kompromisse eingehen: dass alle Produkte hygienisch einwandfrei sind, hat immer die höchste Priorität in der Produktion. Es bleibt zu klären, welcher Anteil von den vorliegenden Abfällen theoretisch überhaupt noch verzehrfähig ist und welchen Aufwand es bedarf, um auch diese Menge noch weiter zu reduzieren. Oft haben Lebensmittelhersteller dies nicht alleine in der Hand und sind angewiesen auf eine Zusammenarbeit mit Marktpartnern und Politik.“
Die Branche und ihr Dachverband, die BVE, sind dazu bereit, weiterhin aktiv an der Reduzierung von Lebensmittelabfällen mit zu arbeiten, um zusätzliche Potenziale zu heben und wertvolle Ressourcen zu schonen. Um diese Potenziale erschließen zu können, muss die Politik allerdings den Rahmen setzen und sich noch stärker mit den wirtschaftlichen Prozessen und Möglichkeiten beschäftigen
Aus Sicht der BVE gehört dazu unter anderem eine konsequente steuerliche Erleichterung von Lebensmittelspenden durch Unternehmen, eine nachhaltige Stärkung des Tafel-Netzwerks für die Annahme von mehr Großspenden aus der Industrie, die Anerkennung der umsetzbaren Einsparpotentiale in den Unternehmen sowie eine Fortführung des offenen Dialogs zwischen Wirtschaft und Politik, etwa zu den Themen ReWork, Kennzeichnung alternativer Zutaten und dem Zielkonflikt im Bereich Verpackungsreduzierung.
„Kein Unternehmen entsorgt leichtfertig Lebensmittel! Denn nicht nur die Landwirte arbeiten hart für unser tägliches Wohl, sondern auch die Unternehmer der deutschen Ernährungsindustrie! Sie sichern durch ihr Engagement die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel – eine Leistung, die heute mehr denn je eine politische und gesellschaftliche Wertschätzung finden sollte“, so Olivier Kölsch.
Die Ernährungsindustrie ist mit einem jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro der fünftgrößte Industriezweig Deutschlands. Über 638.000 Beschäftigte in rund 6.150 Betrieben versorgen die Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.