Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie konnte im Mai 2023 ein preisbereinigtes Plus von 1,9 Prozent beim Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnen. Im Inland betrug das Absatzplus 2,3 Prozent, während der Zuwachs beim Auslandsgeschäft mit plus 1,0 Prozent zum Vorjahresmonat etwas geringer ausfiel.
In nominalen Zahlen ausgedrückt betrug der Umsatz der Lebensmittelhersteller insgesamt 20,1 Milliarden Euro. Die Hersteller erhöhten damit das Vorjahresergebnis um 9,8 Prozent. Die Steigerung der nominalen Umsatzentwicklung ist größtenteils auf gestiegene Preise zurückzuführen. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 13,3 Milliarden Euro und baute das Vorjahresergebnis bei steigenden Verkaufspreisen von 9,3 Prozent um nominal 11,8 Prozent aus. Das nominale Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 6,8 Milliarden Euro und stieg somit um 6,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Ausfuhrpreise erhöhten sich dabei um 5,2 Prozent. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,5 Prozent.
Rohstoffmärkte
Sowohl die Agrarrohstoffkosten als auch die Energiekosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Gestiegene Preise wirken sich entlang der Wertschöpfungskette aus und haben mit Zeitverzug direkte Auswirkungen auf die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.
Agrarrohstoffe
Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der HWWI-Rohstoffpreisindex für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungs- und Genussmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen.
Im Mai sanken die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte zum Vormonat um 2,0 Prozent. Zum Vorjahresmonat sanken die Preise um 7,7 Prozent. Die Preise von Produkten pflanzlicher Erzeugung sanken dabei im Mai verglichen zum Vormonat um 3,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stehen diese bei minus 20,8 Prozent. Produkte tierischer Erzeugung wiederum verbuchten im Mai einen Rückgang um 1,5 Prozent zum Vormonat und stehen zum Vorjahresmonat weiterhin bei einem Plus von 2,1 Prozent.
Im Juni sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, auch bedingt durch den stark aufkommenden Basiseffekt: Im Frühjahr 2022 erreichten die Agrarrohstoffpreise ihren vorläufigen Höhepunkt. Im Vergleich zum Vormonat liegt das Minus bei 0,6 Prozent (jeweils auf Eurobasis).
Vergleicht man den Index für Nahrungs- und Genussmittel mit dem Frühjahr 2019 (Vorkrisenniveau), so steht dieser immer noch gut 60 Prozent über den damaligen Werten.
Energierohstoffe
Steigende Energiekosten sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verkaufspreise der Lebensmittelhersteller. Der Teilindex der Energierohstoffe des HWWI bildet diese ab. Dieser sank im Juni um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Zum Vorjahresmonat steht nun ein Minus von 46,6 Prozent (jeweils auf Eurobasis). Auch hier wirkt sich der Basiseffekt verstärkt aus. Der Teilindex für Erdgas sank im Juni um 5,7 Prozent. Dies bedeutet zugleich ein Minus von 61,3 Prozent im Vergleich zum Wert vom Juni 2022.
Noch deutlicher als der Vergleich des Indexes für Nahrungs- und Genussmittel mit dem Frühjahr 2019 verhält es sich mit dem Index für Energierohstoffe, welcher im Verhältnis zum Vorkrisenniveau von 2019 immer noch gut 80 Prozent höher steht. Dies verdeutlicht – trotz Rückgang – die anhaltend hohen Preise.
Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Nach einer stetigen Erholung in den letzten Monaten vom Rekordtief im Herbst 2022 zeigten die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex einen deutlichen Rückgang und verstärken somit die Sorgen eines konjunkturellen Rückgangs: Der Saldo des Geschäftsklimas verlor im Juli spürbar und steht mit 93,3 Punkten deutlich unter der neutralen Marke von 100. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechterte sich ebenso wie die Geschäftserwartung für die nächsten sechs Monate. Die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen übersteigt dabei die der Hersteller mit positiven Erwartungen nun wieder deutlich: 7,8 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 36,6 von einer Verschlechterung.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung hat sich nach dem Rekordtief im Herbst 2022 weiter erholt, liegt aber nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Der Konsumklimaindex stieg im Juli 2023 im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Punkte und steht nun bei minus 24,4 Zählern. Die Einkommenserwartung verbesserte sich und die Konjunkturerwartung konnte sich stabilisieren.
Im Juni 2023 stagnierten die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke zum Vormonat, während die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,3 Prozent zulegten. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise (Nahrung & alkoholfreie Getränke) um 13,8 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 6,4 Prozent zu.
In der Ernährungsindustrie erwirtschaften 5.991 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 218,5 Mrd. Euro. Mit 637.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.
Das Konjunkturbarometer und die einzelnen Grafiken können Sie hier herunterladen:
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