BVE-Konjunkturreport Ernährungsindustrie 07/25: Realer Umsatzgewinn Inland, Auslandsgeschäft leicht im Minus

In einer modernen Lebensmittelproduktionsanlage fließt flüssige Schokolade aus mehreren Düsen präzise in runde Formen einer Metallform – ein Arbeitsschritt in der industriellen Herstellung von Pralinen oder Schokoladenprodukten. Das Bild zeigt den automatisierten Gießprozess in der Süßwarenproduktion mit Fokus auf Qualität und Effizienz.Quelle: StockFood / Herbert Lehmann

Konjunktur

Die deutsche Ernährungsindustrie verzeichnete im April 2025 einen preisbereinigten Umsatzgewinn von plus 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Während der Inlandsmarkt um 2,3 Prozent stieg, verzeichnete das Auslandsgeschäft ein Minus von 0,8 Prozent. Insgesamt erzielten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 20,6 Milliarden Euro, was einem nominalen Zuwachs von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche 13,2 Milliarden Euro, was einen Anstieg des nominalen Umsatzes von plus 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert bedeutet. Das Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 7,4 Milliarden Euro und stieg wiederum nominal um 5,3 Prozent.

Der Anstieg ist unter anderem auf die deutliche Erhöhung der Ausfuhrpreise um 6,1 Prozent zurückzuführen. Die Inlandsverkaufspreise stiegen dazu im selben Zeitraum um 3,4 Prozent. Gleichzeitig stieg der Produktionsindex gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,6 Prozent.

Rohstoffmärkte

Agrarrohstoffe und Energie zählen zu den zentralen Kostentreibern in der Lebensmittelproduktion. Preissteigerungen in diesen Bereichen schlagen oft mit zeitlicher Verzögerung auf die gesamte Wertschöpfungskette durch und beeinflussen letztlich auch die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.

Agrarrohstoffe

Die Preise auf den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten werden maßgeblich von Angebot und Nachfrage bestimmt. Der FAO Food Price Index – als Barometer für weltweite Nahrungsmittelpreise – sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Erzeugnisse gelten daher als wichtige Frühindikatoren für die weitere Preisentwicklung.

Im April lagen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte 2,3 Prozent über dem Niveau des Vormonats und 3,2 Prozent über dem des Vorjahres. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau Anfang 2020 entspricht das einem Anstieg von rund 40 Prozent. Die Preise für pflanzliche Erzeugnisse stiegen im April im Monatsvergleich um 0,4 Prozent und verzeichneten gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang von 6,3 Prozent. Der Preisindex für Futterweizen liegt gut 15 Prozent über dem Vorjahresniveau, während der Preisindex für Speisekartoffeln gut 40 Prozent darunter liegt. Produkte tierischer Erzeugung verbuchten im April einen Zuwachs von 3,5 Prozent zum Vormonat und stehen zum Vorjahresmonat bei einem Plus von 9,8 Prozent. Der Preisindex für Rinder steht im Vergleich zum Vorjahresmonat um 38,1 Prozent höher, während der Preisindex für Schweine gut 12 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats lag.

Im Juni stieg der FAO Food Price Index auf 128,0 Punkte. Das ist ein Plus von 5,8 Prozent zum Vorjahresmonat. Gegenüber dem Vormonat gab es ein Plus von 0,5 Prozent. Während die Teilindizes für Zucker (-5,2 %) und Getreide (-1,5 %) sanken, stiegen die Indizes für Öle (+2,3 %), Fleisch (+2,1 %) und Milchprodukte (+0,5 %).

Energierohstoffe

Laut dem Statistischen Bundesamt verzeichneten die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im April folgende Veränderungen: Die Preise für Erdgas (verflüssigt oder gasförmig) sanken im Vergleich zum Vormonat um 10,0 Prozent, während der Preisindex für Braunkohle ein Plus von 9,1 Prozentpunkten verzeichnete. Der Preis für Erdöl sank um 8,1 Prozent. Obwohl die Erzeugerpreise für Erdgas seit der „Energiekrise“ gefallen sind, liegen sie aktuell immer noch um knapp 180 Prozent über dem Niveau von Anfang 2020.

Ausblick: Geschäftsklima

Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex zeigten für den Juni eine deutliche Verbesserung der Stimmung. Der Saldo des Geschäftsklimas verzeichnete einen Rückgang von 7,1 Punkten und steht mit 93,5 Punkten wieder unter der neutralen Marke von 100. Der Saldo der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage steht bei 90,7 Punkten und verschlechterte sich somit leicht zum Wert des Vormonats. Der Saldo für die Geschäftserwartung der nächsten sechs Monate verschlechterte sich ebenfalls und steht nun bei 96,3 Punkten: Die Anzahl der Hersteller mit negativen Geschäftserwartungen übersteigt die der Hersteller mit positiven Erwartungen: 10,6 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 18,4 von einer Verschlechterung.

Konsumklima und Verbraucherpreise

Das GfK-Konsumklima ist ein zentraler Indikator für die Verbraucherstimmung in Deutschland. Im Mai stieg der Index leicht von minus 20,8 auf minus 20,0 Punkte. Für Juli wird eine Verschlechterung auf minus 20,3 Punkte erwartet.

Im Mai 2025 stiegen die allgemeinen Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent, während die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke um 0,1 Prozent sanken. Im Jahresvergleich lagen die Lebensmittelpreise um 3,3 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 2,1 Prozent höher.

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften knapp 6.000 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 232,7 Mrd. Euro. Mit rund 658.000 Beschäftigten ist diese Branche bei den Beschäftigtenzahlen der viertgrößte Industriezweig Deutschlands und nach Umsatz sogar der drittgrößte. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 36 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.