Palmöl mit Perspektive – wie nachhaltige Lieferketten gelingen

Wie lassen sich nachhaltige Lieferketten gestalten und dabei gleichzeitig Armut bekämpfen und Biodiversität schützen? Ein Projekt des Forums Nachhaltiges Palmöl in Indonesien zeigt, dass es möglich ist – mit konkreten Maßnahmen, lokalen Partnern und unternehmerischer Verantwortung. Die Lebensbedingungen zahlreicher Kleinbauern haben sich spürbar verbessert und die Palmölproduktion ist nachhaltiger geworden.

Frauen in Indonesien kontrollieren Palmöl-Setzlinge in einer Baumschule.Quelle: FONAP/ Wahdi Septiawan

Palmöl steht häufig in der Kritik. Umweltverbände warnen vor Entwaldung, Menschenrechtler vor ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Realität ist komplexer. Und sie bietet Chancen. Ein aktuelles Projekt in Indonesien macht deutlich, dass es Alternativen zum Schwarz-Weiß-Denken gibt. Über zwei Jahre hinweg hat das Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) eng mit lokalen Produzenten und Organisationen zusammengearbeitet. Ihr Ziel: die Palmölproduktion vor Ort zu verbessern.

Die zweite Projektphase ist nun abgeschlossen – mit durchweg positiven Ergebnissen. Rund 1.000 Kleinbauern konnten mit Unterstützung des indonesischen Verbands FORTASBI praxisnah geschult werden. Ziel war es, nachhaltige Anbaumethoden zu etablieren, das Einkommen der Bauern zu stabilisieren und zugleich die Umweltauswirkungen der Palmölproduktion zu senken.

Lokale Wirkung, globale Perspektive

Die Arbeit trägt Früchte. Die teilnehmenden Kleinbauern konnten ihre Erträge durch gezielte Schulungen zu Bodengesundheit, Fruchtfolge und effizienterer Erntetechnik deutlich steigern. Gleichzeitig wurden Maßnahmen umgesetzt, um den Pestizideinsatz zu reduzieren und angrenzende Waldflächen zu schützen, wodurch die Umweltbelastung messbar sank. FORTASBI unterstützt Kleinbauern zudem aktiv bei der Erlangung von RSPO- und ISPO-Zertifizierungen – ein entscheidender Schritt, um Produkte auf dem Weltmarkt besser zu positionieren.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ist FONAP-Gründungsmitglied und seit 2015 gemeinsam mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Verein für eine konsequente Nutzung von zertifiziert nachhaltigem Palmöl in Deutschland aktiv.

Für BVE-Geschäftsführer Olivier Kölsch ist das Engagement ein klares Signal: „Das Projekt zeigt, wie verantwortungsvolles Sourcing gemeinsam mit Erzeugerländern konkret gestaltet werden kann – mit Wirkung vor Ort und entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Durch Projekte wie dieses nimmt Deutschland heute europaweit eine Vorreiterrolle im Bereich nachhaltiger Agrarlieferketten ein. Das dieser Ansatz funktioniert zeigt ein Blick auf die Ernährungsindustrie hierzulande, wo über 90 Prozent des eingesetzten Palmöls aus nachhaltig zertifiziertem Anbau stammt.“

Palmöl bleibt unverzichtbar – wenn es nachhaltig ist

Palmöl ist das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Kein anderes liefert pro Hektar so hohe Erträge – und genau das macht es bei nachhaltigem Anbau ressourcenschonender als viele Alternativen. Soll es ersetzt werden, kommen oft Rohstoffe zum Einsatz, die deutlich mehr Fläche, Wasser und Energie benötigen. Ein Ausstieg wäre daher vor allem symbolisch – aber nicht zwingend nachhaltiger. Deshalb setzen Verbände wie die BVE auf Transformation statt Verzicht: durch transparente Standards, funktionierende Zertifizierungen und gezielte Investitionen in die Produktionsbedingungen vor Ort.

Ein Modell mit Zukunft

Das Projekt in Indonesien zeigt, wie nachhaltige Entwicklung konkret gestaltet werden kann. Besonders entscheidend war die enge Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren. Gemeinsam mit FORTASBI wurden Schulungsinhalte so aufbereitet, dass sie an den praktischen Alltag der Kleinbauern angepasst waren. Das stärkt nicht nur die ökologische Qualität des Anbaus, sondern auch die wirtschaftliche Resilienz der beteiligten Familien.

Junger Mann pflanzt einen Palmöl-Steckling am Ufer eines Flusses in Indonesien.Quelle: FONAP/ Wahdi Septiawan

Der Abschluss der zweiten Projektphase markiert keinen Endpunkt, sondern einen nächsten Schritt. Die Erfahrungen aus Indonesien sollen in künftige Partnerschaften und Initiativen einfließen. Der Erfolg zeigt: Nachhaltiger Wandel entsteht dort, wo Kooperation auf konkretes Handeln trifft.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im aktuellen Abschlussbericht des FONAP. Ziel des FONAP e.V. ist die Förderung nachhaltiger Agrarlieferketten mit dem Fokus auf Palmöl. Seit seiner Gründung 2015 engagiert sich das Forum für einen verantwortungsvolleren Ölpalmenanbau in den Ursprungsländern – mit dem Ziel, zertifiziertes Palmöl in Lebensmitteln, Futtermitteln und chemischen Produkten zu stärken und gleichzeitig Menschenrechte entlang der Lieferkette zu achten und zu sichern.