„Wir mussten viel Schokolade essen, um zu unserem Produkt zu gelangen.“

Schokolade ohne Kakao – das geht, wie ein Münchner Startup beweist. Planet A Foods hat eine 100 % kakaofreie Schokolade entwickelt, um die globale Kakao-Wertschöpfungskette zu entlasten. Stattdessen wird Hafer fermentiert und geröstet. Das Ergebnis kommt geschmacklich nah an Kakao heran, wie CEO Dr. Maximilian Marquart im Interview berichtet.

Foto von Maximilian Marquart, Gründer von Planet A FoodsQuelle: ernaehrungsindustrie.de

BVE: Wie kam die Idee, einen Kakao-Ersatz aus Hafer herzustellen?

Dr. Maximilian Marquart: Es begann mit der Überlegung, dass Schokoladenaromen nicht in der Kakaoschote an sich zu finden sind. Sie entstehen erst, wenn die Bohnen fermentiert und geröstet werden. Wir wussten, wir müssen mit unserer Grundzutat dasselbe machen. Also haben wir die Kakaobohne analysiert und uns überlegt, in welchen anderen Lebensmitteln wir die Geschmacksbausteine finden können. So kamen wir auf Hafer, den wir genauso wie Kakao fermentieren und rösten. Dafür mussten wir zahlreiche Rezepte ausprobieren und viel Schokolade essen, um zum jetzigen Produkt zu gelangen.

BVE: Was unterscheidet Nocoa geschmacklich z.B. von Milchschokolade?

Dr. Maximilian Marquart: Im Vergleich zu Zartbitterschokolade ist Milchschokolade aromatisch einfach gestrickt: Sie hat nur 7 statt 30 Aromen. Mit Nocoa kommen wir an den Geschmack täuschend echt heran. Sie ist genauso zartschmelzend und riecht wie echte Schokolade. In einer Blindverkostung konnten selbst Lebensmittelprofis den Unterschied nicht herausschmecken. Mithilfe einer Chocolatiere haben wir Nocoa weiter verbessert und können nun auch andere Sorten anbieten. Auch Zartbitter gehört bald dazu.

BVE: Wollen Sie konventionelle Schokolade ersetzen?

Dr. Maximilian Marquart: Wir lieben konventionelle Schokolade und es ist nicht unser Ziel, sie zu ersetzen. Die Nachfrage nach Kakao ist groß und steigt weiter. Der Markt ist bereit für eine Alternative. Unser Ziel ist es, einen Impact auf die globale Lebensmittelproduktion zu erzeugen. Den können wir nur erzielen, wenn wir mit Partnern zusammenarbeiten, die Nocoa anstelle von Schokolade in ihre bestehenden Produkte integrieren.

BVE: Für welche Lebensmittel eignet sich Nocoa?

Dr. Maximilian Marquart: Nocoa kann überall dort verwendet werden, wo auch herkömmliche Schokolade genutzt wird. Also z.B. für Schokoriegel, Kekse, Füllungen, oder Eiscreme. Im Vergleich zu herkömmlicher Schokolade weist unsere kakaofreie Schokolade auf Haferbasis einen um 90 % geringeren ökologischen Fußabdruck vor.

BVE: Was sind die nächsten Pläne?

Dr. Maximilian Marquart: Preisliche Wettbewerbsfähigkeit ist entscheidend. Viele Verbraucher werden in Zeiten der Inflation keinen Preisaufschlag für nachhaltige Schokolade zahlen. Wir möchten unseren B2B-Kunden ermöglichen, ihre Produkte mit der gleichen Gewinnspanne zu verkaufen, wie bislang. In Anbetracht der aktuellen Kakaopreisentwicklung wage ich die Prognose, dass wir in Zukunft mit Nocoa günstiger sein können als konventioneller Kakao. Wir sind bereits in der konkreten Produktplanung mit Unternehmen und wollen unsere Produkte nächstes Jahr im Supermarktregal haben.

Vielen lieben Dank für das Interview!

Entwaldungsfreie Lieferketten: Gemeinsame Position zur EU-Verordnung

Am 19.04. hat das EU-Parlament die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte verabschiedet. Wir stehen hinter dem Ziel, stellen aber fest, dass zahlreiche rechtliche, technische und administrative Herausforderungen ungelöst sind.
Foto von Johannes Frankenfeld, Gründer von Wald und Saat

„Es wird Zeit, den Wald als Superfood-Quelle bekannter zu machen.“

Das Startup WS Waldfrüchte und Saat GmbH macht sich die kleinen Nüsse zunutze und produziert Öle, Pestos, Salze und sogar Kosmetik. Wie das funktioniert, erzählt der Gründer Dr. Johannes Frankenfeld.