Plötzlich ist der Strom weg. Oder der Supermarkt leer. In solchen Momenten zählt, was man zu Hause hat und wie lange es hält.Krisen treffen uns meist plötzlich. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig vorbereitet zu sein. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt jedem Haushalt, sich für mindestens zehn Tage mit Lebensmitteln und Trinkwasser versorgen zu können. Es setzt dabei unter anderem auf haltbare Produkte wie Notfall-Konserven. Allein mit Obst und Gemüse in Konserven oder Gläsern lassen sich rund sechs bis sieben Kilogramm des Notvorrats abdecken. „Konserven sind ideal für die Notfallvorsorge. Sie sind ohne Kühlung lange haltbar, einfach zu lagern und decken eine breite Nährstoffpalette ab. Damit sind sie unverzichtbar, wenn es um Versorgungssicherheit geht“, betont Christoph Freitag, Geschäftsführer des Bundesverbands der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK).
Welche Notvorräte sollte ich zu Hause haben? Die Empfehlung lautet:
- Wasser: 2 Liter pro Person und Tag
- 4 Kilogramm Gemüse und Hülsenfrüchte in Dosen oder Gläsern
- 3,5 Kilogramm Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis
- 2,5 Kilogramm Obst und Nüsse in Dosen oder Gläsern
- 2,6 Kilogramm Milch und Milchprodukte
- sowie Fisch, Fleisch, Eier, Fette, Öle und Getränke sowie Süßigkeiten, Hartkekse, Kartoffelbrei, Fertiggerichte usw. nach Belieben
Die Konservenbranche rät dazu, Vorräte schrittweise und vorausschauend anzulegen und nicht erst im Ernstfall loszueilen. „Konservenpreise sind stabil, richten sich aber auch nach Erntebedingungen“, sagt Christoph Freitag. „Eine kluge Vorratsplanung verhindert leere Regale und unnötige Hamsterkäufe.“
Die Vorteile von Notfall-Konserven:
- Lange haltbar: oft mehrere Jahre lagerbar
- Zum Teil sofort verzehrbar: keine Zubereitung oder Energie notwendig
- Robust: unempfindlich gegenüber Hitze, Kälte und Erschütterung
- Vielseitig: von Gemüse über Fleisch bis hin zu Eintöpfen
- Kompakte Lagerung: platzsparend und stapelbar
Wer Notfall-Konserven bevorratet, sichert Kapazität und Reaktionszeit – in Behörden, Unternehmen und privaten Haushalten gleichermaßen.
Welche Konserven sollte ich für den Notfall parat haben?
Ein gut durchdachter Vorrat an Konserven sorgt im Ernstfall für Sicherheit, Abwechslung und Nährstoffvielfalt. Besonders geeignet sind folgende Arten:
🥫Hülsenfrüchte: Linsen, Kichererbsen oder weiße Bohnen liefern pflanzliches Eiweiß, Ballaststoffe und sättigen langanhaltend.
🌽Gemüsekonserven: Erbsen, Möhren, Mais oder Rotkohl bringen Farbe und wichtige Vitamine in jede Mahlzeit.
🍖Fleischkonserven: Gulasch, Würstchen oder Corned Beef sorgen für proteinreiche, energiedichte Mahlzeiten.
🐟Fischkonserven: Thunfisch, Hering, Makrele oder Lachs liefern hochwertige Fette, Omega-3-Fettsäuren und Mineralstoffe.
🍲Fertiggerichte: Eintöpfe, Suppen oder Ravioli lassen sich ohne viel Aufwand zubereiten und sorgen für warme Mahlzeiten auch ohne frische Zutaten.
🍑Obstkonserven: Pfirsiche, Kirschen oder Apfelmus schmecken nicht nur gut, sondern versorgen den Körper auch mit Fruchtzucker und Vitaminen.
Nicht nur für Gourmets: Fischkonserven in der Vorratshaltung
Fischkonserven spielen aus Sicht des Deutschen Fischverbands eine zentrale Rolle in der Notfall- und Vorratshaltung. „Sie sind nicht nur lecker, sondern sie enthalten auch viele wichtige Nährstoffe, eine gute Balance an Proteinen, Fetten und Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, B-Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Jod“, erklärt Julia Steinberg-Böthig, Ökotrophologin und Referentin für PR & Kommunikation beim Fischinformationszentrum.
Dabei gehören Klassiker wie Hering oder Thunfisch fest in viele Vorratsschränke. „Gerade beim Fisch gibt es eine große Auswahl. Man kann und sollte unterschiedliche Dosenfischarten variieren, um einen möglichst vielfältigen Nährstoffgehalt zu erhalten“, rät Steinberg-Böthig. Produziert wird überwiegend in Deutschland, in direkter Nähe zu den Fanggebieten. „Die größten Werke befinden sich in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Das garantiert kurze Transportwege und flexible Lieferungen“, so Dr. Fabian Schäfer, Sprecher des Bundesverbands Fisch.
Staatliche Notfallreserve: Der BOGK fordert mehr Vielfalt
Neben privater Vorsorge hält auch der Staat Reserven vor. Die zivile Notfallreserve umfasst derzeit Reis, Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen sowie Kondensmilch. Die Bundesreserve Getreide lagert Weizen, Roggen und Hafer. Wie lange diese Vorräte im Ernstfall ausreichen, hängt von der Anzahl der zu versorgenden Personen und der jeweils angenommenen Tagesration ab. Je nach Produkt reicht die Menge von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen.
Die Lagerung erfolgt in mehr als 150 Standorten bundesweit, betrieben von privatwirtschaftlichen Unternehmen, die im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen ausgewählt werden. Dabei legt das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) besonderen Wert auf eine regionale Verteilung. Die genauen Standorte werden aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht – zur passiven Schutzmaßnahme der staatlichen Vorratshaltung.
Der BOGK spricht sich dafür aus, auch Obst- und Gemüsekonserven sowie getrocknete Kartoffelprodukte in die Zivile Notfallreserve aufzunehmen und Kartoffelprodukte auch der Bundesreserve Getreide hinzuzufügen. „Auf diese Weise würde die private Vorsorge optimal ergänzt, um die Versorgung im Krisenfall im Hinblick auf Nährstoffe und eine ausgewogene Ernährung zu optimieren“, so Christoph Freitag.
Fazit: Zwischen Eigenverantwortung und Systemrelevanz
Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, Extremwetterereignisse oder Stromausfälle in Spanien – all das hat gezeigt, wie fragil das Versorgungssystem sein kann. Die Notfallvorsorge mit Konserven gilt seither nicht als übervorsichtig, sondern weitsichtig. Die Produkte sind lange haltbar, nährstoffreich, vielseitig einsetzbar und unabhängig von Kühlketten. Vom Apfelmus bis zur Fischdose decken sie den Bedarf an Energie, Vitaminen und Mineralstoffen – unkompliziert, sicher und ohne auf Genuss verzichten zu müssen. In Krisenzeiten sichern sie Ernährung, entlasten Strukturen und schaffen Zeit für Hilfe.
Zunehmend wird auch politisch erkannt, dass eine breitere Aufnahme haltbarer Konserven in staatliche Notfallreserven die öffentliche Vorsorge sinnvoll ergänzen würde. Konserven sind kein nostalgisches Vorratsprodukt, sondern Ausdruck moderner Verantwortung und ein Beleg für die Leistungsfähigkeit der deutschen Ernährungsindustrie.