Bio-Markt wächst so stark wie seit Jahren nicht mehr

Der deutsche Bio-Markt erlebt 2025 einen deutlichen Aufschwung. Neue Daten aus dem Whitepaper der DHBW Heilbronn zeigen steigende Umsätze, wachsende Marktanteile und eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Handel. Während Discounter und Drogerien ihre Position weiter ausbauen, bleibt das politische Ausbauziel von 30 Prozent Öko-Fläche bis 2030 in weiter Entfernung.

Bio-Produkte im Supermarktregal mit deutlich sichtbarer Bio-Kennzeichnung.Quelle: monticellllo / AdobeStock

Der Bio-Markt in Deutschland verzeichnet 2025 einen bemerkenswerten Zuwachs. Nach drei von Krisen geprägten Jahren steigen die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln laut Whitepaper „Bio-Markt 2025 – Back on Track?“ voraussichtlich um rund zehn Prozent und erreichen damit ein neues Rekordniveau. Das Marktvolumen könnte erstmals bei etwa 18,7 Milliarden Euro liegen. Der Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelumsatz steigt auf etwa 6,9 Prozent und erreicht damit den höchsten Stand seit Einführung des Bio-Siegels im Jahr 2001.

Handel verschiebt die Gewichte im Bio-Markt

Die Dynamik im Bio-Markt wird maßgeblich von der Entwicklung der Vertriebskanäle bestimmt. Discounter bleiben 2025 der stärkste Umsatzträger und erreichen einen Anteil von 32,9 Prozent am Bio-Gesamtmarkt. Ihnen folgen die Vollsortimenter mit rund 29,3 Prozent. Drogeriemärkte gewinnen weiter an Bedeutung und stehen inzwischen für 15,9 Prozent des Bio-Umsatzes. Damit haben sie sich in den vergangenen Jahren als relevanter Anbieter im Trockensortiment etabliert.

Auch der Onlinehandel zeigt mit zweistelligen Wachstumsraten eine deutliche Dynamik. Der Naturkostfachhandel kann zwar seinen Umsatz steigern, verliert jedoch nach Einschätzung des Whitepapers erneut leicht an Marktanteilen gegenüber dem klassischen Lebensmitteleinzelhandel.

Markenhersteller geraten stärker unter Druck

Ein prägendes Merkmal der aktuellen Entwicklung ist der wachsende Einfluss der Handelsmarken. Ihr Anteil im Bio-Markt steigt 2025 auf rund 66,8 Prozent. Damit wächst das Segment der Bio-Handelsmarken deutlich schneller als Bio-Markenartikel. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend im Discount, wo Handelsmarken einen Anteil von über 95 Prozent am Bio-Sortiment ausmachen. Auch im Vollsortiment und in SB-Warenhäusern liegt der Anteil klar über fünfzig Prozent.

Für die Bio-Markenhersteller bedeutet diese Entwicklung eine veränderte Wettbewerbslandschaft: Eigenmarken nehmen in vielen Kategorien einen großen Teil der Regalfläche ein und prägen das Bio-Angebot zunehmend, während Markenartikel stärker um Sichtbarkeit und Positionierung konkurrieren. Vor diesem Hintergrund kann es für Markenhersteller sinnvoll sein, ihre Differenzierungsstrategien noch weiter zu schärfen.

Wachstum über dem Preisauftrieb

Die steigenden Umsätze sind nicht ausschließlich durch eine höhere Nachfrage erklärbar. Laut Whitepaper stieg die Lebensmittelinflation im Zeitraum Januar bis September 2025 um rund 3,9 Prozent, während das Lebensmittelpreisniveau weiterhin deutlich über dem Wert von 2021 liegt. Die Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Preise für Nahrungsmittel im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat im Durchschnitt um rund 2,8 Prozent zulegten. Die monatlichen Teuerungsraten lagen zwischen +1,4 Prozent im Januar und +3,4 Prozent im März. Dennoch liegt das Bio-Wachstum von rund zehn Prozent deutlich über dem allgemeinen Preisauftrieb.

Nachhaltigkeit verliert an Zugkraft

Die Analyse zeigt zudem, dass einige zentrale Nachhaltigkeitskriterien aus Verbrauchersicht an Bedeutung verlieren. Besonders die Bereitschaft, zugunsten von Nachhaltigkeit persönliche Abstriche beim Wohlstand zu machen, geht spürbar zurück. Bio und Bio-Verbandssiegel bleiben zwar relevante Kaufkriterien, ordnen sich jedoch hinter Faktoren wie Preis-Leistung, Tierwohl, Transparenz, Herkunft und Regionalität ein.

Der Nachhaltigkeitsindex liegt 2025 unter dem Wert des Vorjahres, was auf eine allgemein zurückhaltendere Gewichtung einzelner Nachhaltigkeitsdimensionen im Kaufprozess hinweist. Insgesamt unterstreicht die Entwicklung die Bedeutung verlässlicher Informationen und transparenter Produktmerkmale über alle Lebensmittelkategorien hinweg.

Politisches Flächenziel bleibt herausfordernd

Im Whitepaper wird auch das politische Ziel erläutert, bis 2030 rund 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch zu bewirtschaften. Derzeit liegt der Öko-Flächenanteil in Deutschland jedoch bei etwa 11,5 Prozent und damit deutlich unter dem angestrebten Wert.

Der Abstand zwischen Markt und Anbau bleibt bestehen, weil die Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung für viele Betriebe mit wirtschaftlichen Unsicherheiten verbunden ist, etwa durch höhere Produktionskosten, geringere Erträge oder zusätzlichen bürokratischen Aufwand. Gleichzeitig wächst der Bio-Anteil im Lebensmittelmarkt langsamer als das politisch formulierte Flächenziel. Wie sich beide Bereiche künftig entwickeln, hängt maßgeblich von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem tatsächlichen Konsumverhalten ab.

Ein Markt, der sich neu sortiert

Der Bio-Markt zeigt 2025 ein deutlich breiteres Wachstum als in den Vorjahren. Die Entwicklung wird von steigender Nachfrage, strukturellen Verschiebungen im Handel, der Stärke der Handelsmarken und veränderten Konsummustern geprägt. Das Whitepaper macht deutlich, dass der Bio-Markt von strukturellen Veränderungen geprägt ist und sich die Nachfrage innerhalb des gesamten Lebensmittelangebots weiter ausdifferenziert.