Anuga 2025: Bühne für die Zukunft der Lebensmittelwirtschaft

Köln wurde vom 4. bis 8. Oktober erneut zum Mittelpunkt der globalen Ernährungswirtschaft. Auf der Anuga versammelte sich die globale Lebensmittel und Getränkeindustrie, um neueste Entwicklungen und Innovationen vorzustellen. Mehr als 8.000 Aussteller aus 110 Ländern präsentierten Lösungen und Produkte unter dem Leitmotiv „Sustainable Growth“. Gleichzeitig nutzten 140.000 Fachbesucher aus aller Welt die Messe, um sich über Trends auszutauschen und Impulse für eine zukunftsorientierte Ernährungswirtschaft zu setzen.

Besucherinnen und Besucher strömen zum Eingang Süd der Koelnmesse zur AnugaQuelle: Koelnmesse

Doch die Anuga ist mehr als eine Messe. Sie ist ein Seismograf für die Stimmung einer Industrie, die sich stetig verändert. Hier werden Trends sichtbar, politische Erwartungen verhandelt und gesellschaftliche Ansprüche konkret. Sie ist auch ein Ort des Austausches: über steigende Produktionskosten und neue Märkte, über Bürokratie, Fachkräftemangel und die Frage, wie sich Nachhaltigkeit mit Wettbewerbsfähigkeit verbinden lässt.

Aufbruchsstimmung trotz Gegenwind

Zur Eröffnung betonte Dr. Christian von Boetticher, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), die internationale Bedeutung der Anuga. „Mit gutem Recht ist die Anuga die weltweit wichtigste Messe der Lebensmittel- und Getränkeindustrie“, so Boetticher.

Er erinnerte zugleich an die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen die Branche arbeitet. Hohe Energiepreise, steigende Löhne und teure Rohstoffe setzen viele Betriebe unter Druck. Der Appell an die Politik fiel deutlich aus: „Wir legen unsere Hoffnung auf Ihre Schultern, sehr geehrter Herr Bundesminister Rainer, dass die Bundesregierung diesen Zustand mit dem von Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigten ‚Herbst der Reformen‘ endlich angeht.“

Trotz allem zeigte sich Boetticher optimistisch: „Wir haben schon andere schwierige Zeiten überwunden und stehen zum Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Vertrauen in den Standort

Beim Auftakt-Pressegespräch unterstrich BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff, dass die Ernährungsindustrie mit 6.000 Unternehmen, 233 Milliarden Euro Umsatz und 660.000 Beschäftigten ein zentraler Pfeiler der deutschen Wirtschaft ist. Trotz aller Herausforderungen investiere die Branche weiter in moderne Werke und Technologien.

BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff beim Anuga-PressegesprächQuelle: Koelnmesse

Eine neue Studie der BVE und des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik (DIL) zeigt zudem: 70 Prozent der deutschen Verbraucher kaufen bevorzugt Lebensmittel „Made in Germany“. Ausschlaggebend sind Vertrauen in Qualität, Transparenz und kurze Transportwege. Gleichzeitig erwarten die Menschen, dass Politik und Wirtschaft die nötigen Rahmenbedingungen für Investitionen schaffen.

Im Fokus der Studie stehen zwei Themen, die für die Zukunft der Branche entscheidend sind: Künstliche Intelligenz und Kreislaufwirtschaft. KI verbessert Produktionsabläufe, während Kreislaufkonzepte Nebenströme wie Molke oder Apfeltrester in neue Rohstoffe verwandeln.

Minhoff machte deutlich, dass solche Ansätze zeigen, wie wirtschaftliche Stärke und ökologische Verantwortung zunehmend zusammengehören. Gemeinsam mit Dr. Henning Müller vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) stellte er die Studie in Köln vor.

Innovation im Praxistest

Wie sich die Zukunft der Lebensmittelproduktion konkret anfühlt, zeigte unser Stand in Halle 10.2, den wir gemeinsam mit dem DIL präsentierten. Hier demonstrierte ein Roboter, wie Automatisierung und Lebensmittelsicherheit zusammenwirken können. Das Testfeld ist für Machbarkeitsstudien konzipiert. Unternehmen können so live erleben, welche Automatisierungslösungen möglich sind und wie sie sich in Produktionsprozesse integrieren lassen.

Ob Sortierung fehlerhafter Produkte, Wareneingangskontrolle oder das präzise Ausrichten von Lebensmitteln auf dem Band – das System zeigt, wie KI und Robotik Routinearbeiten übernehmen und gleichzeitig Qualität sichern.

Christoph Minhoff im Gespräch mit Bundesminister Alois Rainer und die südkoreanische Landwirtschaftsministerin Song Mi-ryeong auf der AnugaQuelle: Jörn Wolter

Bundesminister Alois Rainer und die südkoreanische Landwirtschaftsministerin Song Mi-ryeong, deren Land in diesem Jahr Partnernation ist, zeigten sich bei ihrem Messe-Rundgang beeindruckt. Interessiert war die Delegation auch an der Wurst aus Pilzmyzel, deren Rohstoff direkt an unserem Stand geerntet wurde.

Am Mittwoch konnten Besucher zudem die „Flexi Nuggets“ probieren – das Siegerprodukt des Ideenwettbewerbs TROPHELIA Deutschland 2025. Entwickelt von Studierenden der Hochschule Bremerhaven, kombiniert es Hähnchenfleisch von Bruderhähnen mit proteinreichen weißen Bohnen. Mit ihrer Idee vertrat das Team Deutschland beim europäischen Wettbewerb ECOTROPHELIA EUROPE und zeigte, wie viel Innovationspotenzial im wissenschaftlichen Nachwuchs steckt.

📸 Impressionen vom Messestand:

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Besucherinnen und Besucher am Gemeinschaftsstand der Ernährungsindustrie
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Executive Summit sendet klare Signale

Am Abend des dritten Messetages kam die Branche beim Anuga Executive Summit zusammen, einer exklusiven Plattform für führende Vertreter aus Industrie, Handel, Wissenschaft und Politik. Dr. Christian von Boetticher betonte in seiner Begrüßung, die Anuga sei „ein Ort der Inspiration und damit auch des Wettbewerbs, der als Motor für Ideen und Innovationen wirkt“.

Dr. Christian von Boetticher beim Anuga Executive Summit in KölnQuelle: Ronja Schwamborn

Prof. Michael Hüther, Direktor vom Institut der deutschen Wirtschaft richtete den Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz aller Unsicherheiten zeigte er sich zuversichtlich: Mit der Europäischen Union als größtem gemeinsamen Wirtschaftsraum der Welt biete sich eine starke Basis, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Zugleich wurden klare Appelle an die Politik laut: Es dürfe kein ‚Herbst der Reförmchen‘ werden, sondern jetzt brauche es mutige Entscheidungen statt wohlfeiler Floskeln. Die Probleme seien bekannt, es gehe darum, sie endlich entschlossen anzugehen.

Gerald Böse, CEO der Koelnmesse GmbH, hob hervor, dass die ANUGA in diesem Jahr so erfolgreich war, dass sie mittlerweile die größte B2B-Messe der Koelnmesse ist.

Fit for Food Safety? – Podiumsdiskussion auf der Anuga

Wie lassen sich Nachhaltigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in der Lebensmittelproduktion miteinander vereinbaren? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion „Fit for Food Safety? ESG – neue Herausforderungen für das Risiko- und Krisenmanagement“. Die Talkgäste waren sich einig: Die Anforderungen an Nachhaltigkeit und ESG-Berichterstattung nehmen weiter zu, doch sie dürfen Unternehmen nicht überfordern.

„Mehr Nachhaltigkeit muss auch für kleine und mittlere Betriebe wirtschaftlich leistbar sein“, forderte Dr. Marcus Girnau vom Lebensmittelverband Deutschland. Marcel Winter von der BVE ergänzte: „Die neue Regierung und die EU haben die Chance, überbordende Bürokratie ernsthaft abzubauen und einen verlässlichen, praxistauglichen Rechtsrahmen zu schaffen.“

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Fit for Food Safety? ESG – neue Herausforderungen für das Risiko- und Krisenmanagement“ auf der Anuga 2025: Bernhard Burdick (Verbraucherzentrale NRW), Marcel Winter (BVE), Stephan Tromp (HDE), Christel Jagst (BMELH), Leonie Evans (Meisterernst Rechtsanwälte), Dr. Marcus Girnau (Lebensmittelverband Deutschland) und Moderatorin Lena Meinders (AFC Risk & Crisis Consult).Quelle: Jörn Wolter

Bilanz einer erfolgreichen Messe

Zum Ende der Messe zog BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff ein positives Fazit: „Die ANUGA 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß das internationale Interesse an Lebensmitteln und Getränken aus Deutschland ist. Unsere Aussteller konnten wichtige Impulse für ihr Auslandsgeschäft gewinnen – ein entscheidender Faktor in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Gleichzeitig wurde deutlich: Der Standort Deutschland und Produkte ‚Made in Germany‘ sind innovativ, nachhaltig und wettbewerbsfähig.“

Ein herzlicher Dank gilt unseren Partnern, Sponsoren und der Koelnmesse, die mit großem Engagement und professioneller Organisation zum Erfolg dieser ANUGA beigetragen haben.

Ebenso danken wir den vielen Besucherinnen und Besuchern, die mit ihrem Interesse, ihren Fragen und ihrem Austausch unseren Stand zu einem lebendigen Treffpunkt gemacht haben.