Salz und Kali – Deutschlands Schatz unter Tage

Wenn wir über Ernährung sprechen, geht es meistens um das, was sichtbar ist. Weizenfelder. Produkte im Regal. Preise an der Kasse. Kaum jemand denkt an Bergbau. Dabei werden in hunderten Metern Tiefe zwei entscheidende Grundstoffe für unsere Ernährung gefördert. Die Rede ist von Salz und Kali. Ohne sie gäbe es kein Brot und keinen Käse, keine üppige Ernte und keine Infusionslösung im Krankenhaus. Und ohne die enormen Lagerstätten, die unter Deutschland liegen, wäre das Land in diesen Bereichen abhängig wie bei vielen anderen Rohstoffen.

Person hält grobkörniges Salz in den Händen.Quelle: zlikovec / Adobe Stock

Es gibt Bodenschätze, die selten im Scheinwerferlicht stehen und dennoch zentral für unsere Ernährung sind. Tief unter Städten, Feldern und Autobahnen ziehen sich kilometerlange Stollen durch das Gestein. Dort werden zwei Rohstoffe gewonnen, die moderne Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion erst möglich machen. Kali stärkt Pflanzen, macht sie widerstandsfähig gegen Hitze und sorgt für stabile Erträge. Salz gibt Lebensmitteln Haltbarkeit, Struktur und Geschmack. Im menschlichen Körper sichert es zentrale Funktionen. Zwei unscheinbare Stoffe, die seit Jahrhunderten Handel, Technik und Ernährung geprägt haben. Und sie tun es noch heute.

Die Effizienzformel der Pflanzen

Kalium – chemisch „K“ – gehört zu den zentralen Nährstoffen für Pflanzen. Es wirkt wie ein innerer Steuermechanismus. Kalium reguliert den Wasserhaushalt der Zellen, hält Stängel stabil und kontrolliert, wie viel Wasser die Pflanze über die Blätter abgibt. Dadurch kann sie Hitze und Trockenheit besser überstehen. Gleichzeitig sorgt Kalium dafür, dass Zucker und Stärke innerhalb der Pflanze dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden: in Körner, Knollen und Früchte.

Traktor verteilt Dünger auf einem Feld.Quelle: oticki

In modernen Bergwerken werden Kalisalze abgebaut, aufbereitet und zu Mineraldünger verarbeitet. Was technisch unspektakulär wirkt, entscheidet für Landwirte über Ertrag und Qualität. Mit ausreichend Kalium bildet Weizen kräftige Halme aus, Kartoffeln entwickeln größere Knollen, Obst und Gemüse bleiben länger frisch und lagerfähig. Kalium erhöht nicht nur die Menge der Ernte, sondern auch ihre Qualität und damit die Planbarkeit landwirtschaftlicher Produktion.

Person hält eine reife Getreähre in den Händen auf einem Kornfeld.Quelle: Günter Menzl

Salz als Rückgrat der Lebensmittelproduktion

Wo Kalium Pflanzen stärkt, sorgt Salz dafür, Lebensmittel haltbar, sicher und genießbar zu machen. Es konservierte, bevor überhaupt jemand wusste, was Keime sind. Es stabilisierte Teige, bevor jemand Gluten kannte. Es ließ Käse reifen, bevor jemand wusste, was Fermentation bedeutet. Es erlaubt, Lebensmittel zu lagern, bevor es Kühlung gab.

Dass wir Salz mit Mineralstoffen wie Jod anreichern, hat die Volkskrankheit Jodmangel zurückgedrängt. Salz ist im Körper Voraussetzung für Stoffwechselprozesse. Im Menschen regelt es den Flüssigkeitshaushalt, ermöglicht die Reizweiterleitung der Nerven und stabilisiert den Kreislauf.

In der Industrie wiederum ist Salz Ausgangspunkt für ganze Wertschöpfungsketten. Aus ihm entstehen chemische Grundstoffe, aus denen Kunststoffe, Waschmittel oder medizinische Anwendungen hergestellt werden. Hochreine Salze sind Bestandteil von Infusionslösungen und Dialyseverfahren. Der Weg der Körner führt also von der Nahrung, über die Chemie bis in die Medizin. Ein Stoff, der Brot bindet und zugleich Leben stabilisiert – diese Spannweite hat sonst kaum ein Rohstoff.

Ein Blick in die Geschichte

Salz hat Städte gegründet, Handelswege entstehen lassen und Macht verschoben. Hallstatt, Schwäbisch Hall, Halle. Orte mit diesem Namen verraten ihr Geheimnis bis heute. Das Wort Hall stammt aus dem Altgermanischem und bedeutet Salz. Wo Hall steht, war Salz. Und wo Salz war, floss Geld.

Die Geschichte der Salzgewinnung ist eine Geschichte von Erfindungsgeist und Mühsal. Die Kelten trieben Schächte hunderte Meter tief in die Berge, um Steinsalz zu gewinnen. Im Mittelalter siedeten Menschen Sole, indem sie Wasser in Pfannen verdampften. Der Brennstoff dafür war Holz, mit Folgen für ganze Landschaften, deren Wälder verschwanden.

Später entdeckten Geologen die großen Lagerstätten unter norddeutschen Ebenen. Mit der Industrialisierung kam der bergmännische Abbau, schließlich computergesteuerte Fördertechnik. Heute werden Salze unter Tage mit Schneidmaschinen gewonnen und über Tage in komplexen Verfahren getrennt, gereinigt, getrocknet. Der historische Mythos des „weißen Goldes“ mag verblasst sein, seine Bedeutung ist geblieben.

Fahrzeug lädt Salz in einer großen Abbaukammer im Salzbergwerk.Quelle: K+S AG

Versorgungssicherheit beginnt im Bergwerk

Salz und Kali sind in der Debatte über Lieferketten und Handelsrisiken ein seltenes Gegenbeispiel. Der heimische Abbau deckt den Bedarf in Deutschland vollständig. Wir gehören zu den größten Produzenten weltweit und exportieren in rund 70 Länder. Das schafft Unabhängigkeit, stabilisiert Preise und gibt Landwirten sowie Lebensmittelproduzenten Planungssicherheit.

Kali hält die Ernten stabil, Salz ermöglicht Lebensmittelproduktion und medizinische Versorgung. Auch kritische Infrastruktur hängt daran: In strengen Wintern entscheidet verfügbares Auftausalz über Mobilität. Gleichzeitig produziert Deutschland unter hohen Umwelt-, Arbeits- und Sicherheitsstandards und nutzt alte Abbauhohlräume zur sicheren Verwertung industrieller Rückstände.

„Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und globaler Unsicherheiten ist die Stärkung der heimischen Rohstoffindustrie von strategischer Bedeutung und ein klares Bekenntnis, dass wir Rohstoffe in Deutschland auch wirklich fördern wollen“, so Gerrit Gödecke, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Kali- und Salzindustrie. „Trotz des großen Bedarfs sind rohstoffgewinnende Betriebe seit Jahren mit langwierigen Genehmigungsverfahren konfrontiert, die zum Existenzrisiko werden können. Eine verlässliche Rohstoffversorgung ist Grundlage für industrielle Wertschöpfung, technologische Innovationen und die erfolgreiche Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende.“

Heimische Rohstoffgewinnung bedeutet nicht nur Förderung, sondern Kontrolle über Qualität, Versorgung und Verantwortung. Salz und Kali wirken unscheinbar, doch ohne sie würde vieles, was täglich selbstverständlich erscheint, nicht funktionieren. Sie sind kein Relikt der Industriegeschichte, sondern strategische Rohstoffe und ein Standortvorteil für Deutschland.